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Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise


Die Ordnung Mantodea besitzt ein sehr großes Verbreitungsgebiet. Beschränkt auf die tropischen und subtropischen Regionen bewohnen diese Insekten alle Kontinente der Erde. Die am nördlichsten verbreitete Art ist Mantis religiosa, welche sogar in Süddeutschland anzutreffen ist.

Mantodeen leben in den unterschiedlichsten Lebensräumen, so sind sie natürlich im tropischen Regenwald anzutreffen, aber auch in Gras- und Strauchlandschaften wie beispielsweise Savannen und sogar in sehr trockenen Wüstengebieten. Dementsprechend gibt es physiologische und morphologische Anpassungen an die jeweiligen Habitate, die bei der Haltung dieser Tiere unbedingt berücksichtigt werden müssen. Beispiele sind Arten der tropischen Regenwälder, wie Deroplatys spp., die sehr feucht gehalten werden sollten und Halbwüstenarten wie Eremiaphila spp., die auf trockenem Sandboden leben.

Bei den Gottesanbeterinnen handelt es sich um ausnahmslos carnivore Insekten. Dementsprechend ist ihr vorderes Schreitbeinpaar zu Fangarmen mit Dornen umgebildet. Dieser "Fangapparat" ermöglicht es den Mantodeen innerhalb von Sekundenbruchteilen (etwa 60 ms) Beutetiere zu fangen. Dabei handelt es sich vorwiegend um andere, meist kleinere Arthropoden. Allerdings können sehr große Gottesanbeterinnen auch kleinen Säugern wie etwa Mäusen und kleinen Vögeln gefährlich werden. Bei einigen Arten wie z.B. Gongylus gongylodes, Idolomantis diabolica oder Hymenopus coronatus ist sogar das Fangen von Insekten aus der Luft zu beobachten (lauernde Mantodea fängt vorüberfliegendes Insekt).

Die meisten Mantodeen sind Lauerjäger, d.h. sie sitzen regungslos an einem Ort und warten, bis ein geeignetes Beutetier in ihre Nähe kommt. Wenige Ausnahmen wie z.B. Eremiaphila jagen auch aktiv durch verfolgen der Beute über den Boden. Die Lauerjäger tun dies nicht, sie bewegen sich höchstens langsam und unauffällig auf das Beutetier zu, um es zu fangen. Das regungslose Verharren an einem Ort dient allerdings nicht nur dem Beuteerwerb, sondern auch der Tarnung. Vornehmlich sind Mantodeen auf Pflanzen zu finden, Ausnahmen bewohnen nackten Wüsten- und Steinboden. Somit gibt es auch viele sehr unterschiedliche phänologische Anpassungen an die bewohnten Pflanzenarten. Zu nennen ist z.B. Hymenopus coronatus die eine Blüte imitiert. Arten der Gattungen Creobroter, Pseudocreobotra etc. besitzen eine grün-weisliche Färbung, durch die ihre Gestalt praktisch aufgelöst wird, wenn sie in einem Strauch sitzen. Desweiteren gibt es auch Anpassungen an verwelkte Blätter (Brancsikia, Phyllocrania, Deroplatys etc.), Äste (z.B. Popa) und auch Grashalme (Schizocephala). Diese Anpassungen in Form und Farbe an Pflanzenteile nennt man Mimese bzw. spezieller Phytomimese. Weiter wurde bei einigen Arten auch die Nachahmung gefährlicher Tiere beobachtet, was man als Mimikrie bezeichnet. Dies allerdings seltener als die Mimese. Die wohl am häufigsten imitierten Tiere sind Ameisen, meistens von Larven im ersten Larvalstadium, was bei Arten der Gattung Odontomantis besonders eindrucksvoll geschieht.

Diese phänologischen Anpassungen an Pflanzenorgane dienen nicht ausschließlich der Tarnung im Sinne des Versteckens. Auffällige Arten wie z.B. Hymenopus coronatus imitieren eine Blüte und locken so potentielle Bestäuber an. Da diese Art in der Lage ist, Fluginsekten aus der Luft heraus zu fangen, lockt sie somit ihre eigene Beute in ihre Nähe.

A. Weide