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Euphrynichus bacillifer (Gerstaecker, 1873)


Adultes Weibchen


Herkunft und Vorkommen

Euphrynichus bacillifer kommt in Mittel- und Südafrika vor, wo diese Art im Gegensatz zu ihrer Schwesterart Euphrynichus amanica eine weite Verbreitung hat. Populationen dieser Art sind in Kenia, Tanzania einschließlich der Insel Zanzibar, Mozambik, Madagaskar, Zambia, Angola, Zimbabwe und Malawi vorzufinden.

Im Grenzgebiet zwischen Kenia und Tanzania in relativer Küstennähe kommt auch die zweite Art dieser Gattung Euphrynichus amanica vor. In diesem Gebiet wurde eine sympatrische Lebensweise beider Arten vorgefunden, das heißt beide Arten teilen sich einen gemeinsamen Lebesraum. Die Tiere kommen in größeren Höhlen unter Baumrinden und in Ritzen in feuchteren Gebieten vor.

Äußere Merkmale und Sexualdimorphismus

Die Individuen dieser Art können recht groß werden, wobei meine Tiere noch nicht adult sind und ich keine Daten über Tiere im Adultstadium habe. Die Tiere machen keine terminale Häutung durch und wachsen somit ihr leben lang, wobei die Intervalle zwischen den Häutungen immer größer werden. Bei dieser Art besitzen beide Geschlechter extrem elongierte Pedipalpen, jedoch sind die Pedipalpen der Männchen im Adultstadium länger als die der Weibchen. In jugendlichen Stadien kann dies jedoch nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgegriffen werden, da erst später die Pedipalpen der Männchen im größeren Maße wachsen als die der Weibchen.

Um hier die Geschlechter frühzeitig Unterscheiden zu können sollte auf der ventralen Seite nach dem Genital Operculum geschaut werden, befinden sich dort rote Härchen am posterioren Ende handelt es sich also zweifelsfrei um ein Weibchen. Femur und Tibia der Pedipalpen sind dornenlos mit Ausnahme der Dornen die am distalen Ende der Tibia zur Bildung der „Fanghand“ dienen. Der dritte Dorn der Fanghand wird ab der ersten Häutung reduziert und verschwindet im Laufe der Häutungen vollständig.

Namensgebend für diese Art sind die stäbchenförmigen(= bacilliformen) Auswölbungen auf der anterioren Seite der Pedipalpen Tibiae, die stumpf enden. Euphrynichus bacillifer besitzt drei davon wobei der letzte distale dieser bacilliformen Auswüchse im Adultstadium viel größer ist als die anderen beiden, dieser Unterschied ist jedoch bei jugendlichen Tieren nicht zu sehen. Diese bacilliformen Apophyses sind bei den Männchen mit vielen Drüsen versetzt, was zu innerartlichen Kommunikation dient. Diese werden zum Beispiel bei der Paarung eingesetzt wobei das Männchen diese an die Cheliceren des Weibchens führt.

Die Tiere erreichen sehr früh Geschlechtsreife, diese kann schon nach etwa anderthalb Jahren bei geiegneten Lebensbedingungen eintreten. Das kleinste Weibchen, welches bei mir geworfen hat, hatte eine Carapaxlänge von 6mm , Breite von 11mm, eine Gesamtlänge von 18mm und eine Pedipalpentibia-Länge von 20mm.

Verhalten

Die Tiere sind nachtaktiv, wandern im Dunkeln umher und betasten die Oberflächen in ihrer Umgebung mit dem zu Geißel umgewandelten vordersten Beinpaar. Wird ein Beutetier entdeckt, werden die Fangarme geöffnet und die Geißelspinne bewegt sich langsam auf die Beute hinzu, dann schließen sich die Fangarme sehr schnell und die Beute ist in den meisten fällen gefangen und wird nun mit den Cheliceren zerrissen.

Adultes Weibchen

Die Tiere sind sehr schreckhaft und flüchten sehr schnell bei dem kleinsten Windzug oder plötzlicher Beleuchtung in Ritzen oder zu dunklen Stellen. Dabei laufen sie sehr oft seitwärts. Sind sie in die Enge getrieben, öffnen sie die Pedipalpen, die sonst „klappmesserartig“ gefaltet sind, und drohen, sie können damit auch in die Richtung ihres Angreifers schlagen. Werden sie ungeschickt festgehalten können die Tiere mit den Pedipalpen nach hinten schlagen und auch zubeißen. Dies ist allerding ungefährlich da Geißelspinnen kein Gift produzieren.

Euphrynichus bacillifer ist eine ausgesprochen soziale Art, es sind bei mir noch nie Ausfälle durch Kannibalismus entstanden, selbst in den Häutungsphasen der Tiere. Die Tiere sind oft tagsüber dicht gedrängt und sogar übereinander sitzend in ihren Rückzugsorten vorzufinden. Jedoch soll es zwischen adulten männlichen Tieren zu Agressionen kommen, wozu ich keine Beobachtungen habe, da meine Tiere alle noch nicht adult sind. Treffen zwei große Männchen aufeinander folgt ein hochritualisierter Kampf bei dem es in den meisten Fällen nicht zu Verletzungen kommt. Der Gewinner schreitet über den Verlierer hinfort der sich auf den Untergrund presst.

Die Balz ist ebanfalls hochritualisiert, wobei sich das Männchen unter das Weibchen schiebt um die Spermatophore abzulegen.

Haltungsbedingungen

Die Tiere sollten bei 28-30 °C und einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Eine Wasserschale anzubieten ist ebanfalls sinnvoll, da ich öfter beobachten konnte, dass die Tiere auch tatsächlich daraus trinken. Das Substrat ist weniger wichtig, da die Tiere sich sogut wie nie auf dem Boden aufhalten, jedoch bietet sich besonders bei dieser Art ein feuchtigkeitsspeicherndes Substrat wie Humus an, Sand ist hierfür schlecht geeignet. Das Substrat sollte immer feucht sein, die Tiere vertragen Trockenheit extrem schlecht und gehen in kürzester Zeit ein, noch empfindlicher sind hier die Jungtiere. Jedoch sollte auch für eine gute Durchlüftung gesorgt sein.

Die Tiere brauchen relativ viel Lauffläche, was nicht unbedingt durch einen sehr großen Behälter bewerkstelligt werden muss, sondern durch eine Vielzahl von z. B Korkstücken, die übereinander gelegt und ineinander verschachtelt werden. Dies vergrößert die Lauffläche und Menge an Rückzugsmöglichkeiten ungemein. Der Behälter sollte jedoch mindestens so groß sein, dass die Tiere die Geißeln vollkommen ausstrecken können, außerdem brauchen die Tiere relativ viel Platz für ihre Häutungen was auch zu beachten ist. Als Futter eigenen sich an die Größe der Tiere angepasste Grillen.

Nachzucht und Aufzucht

Werden Männchen und Weibchen zusammengehalten, werden diese sich in den meisten Fällen paaren. Ein sicherer Hinweis darauf ist das Vorfinden von Spermatophoren. Da ich die Tiere jedoch immer zusammenhalte kann ich nicht genau sagen wie lange es von der Paarung bis zur Geburt der Jungen dauert.

Einige Zeit nach der Paarung presst das Weibchen die befruchteten Eier aus ihrem Opisthosoma und diese werden mit einem fibrösen Sekret an die Unterseite des selben befestigt. Nach dem Aushärten bildet sich ein fester Eisack. Jetzt sollte es nicht zu trocken und auch nicht zu feucht sein, ist es zu trocken trocknen die Eier aus, ist es zu feucht werden diese häufig von Pilz befallen. Abgestorbene Eier färben sich schwarz, was meistens dann dazu führt, dass die restlichen Eier auch absterben. Der Eisack wird dann nach einiger Zeit abgeworfen. Während die Weibchen den Eisack mit sich tragen sollten diese nicht zu stark gefüttert werde, da eine zu starke Wölbung des Opisthosomas dazu führen kann, dass das Eipacket abgesprengt wird.

Nach etwa einem Monat schlüpfen die Jungtiere aus dem Eisack, diese sind durchsichtig und die Gliedmaßen sind noch nicht fertig entwickelt - diese Jungtiere werden Praenymphae genannt. Sie klettern auf die Obersteite des Opisthosomas des Weibchen jedoch bleiben auch einige auf der Unterseite wenn sonst kein Platz mehr vorhanden ist. Nacht etwa zwei Wochen häuten sich diese zu selbständigen Jungtieren mit voll entwickelten Gliedmaßen, welche alsbald die Mutter verlassen und Beute machen können. Die Zahl der Jungtiere hängt stark von der Größe der Mutter ab, kleine Weibchen produzieren kleinere Würfe, größere Weibchen größere.

Ich ziehe die Jungtiere gemeinsam in hohen Runddosen auf welche mit eine übergestülpten Netzstrumpf verschlossen sind. Dies sorgt für eine gute Durchlüftung und außerdem häuten sich die Tiere oft an dieser Oberfläche.

Diagnose

Achtet man auf die Bedürfnisse nach Feuchtigkeit sind diese Tiere relativ leicht zu halten. Das Sozialverhalten dieser Art macht diese besonders interessant, und ist platzsparender als Arten bei denen man alle Tiere lieber getrennt halten sollte.

F. Schramm, verfasst 2011