. .

Hymenopus coronatus (Olivier, 1792)


Adultes Weibchen

Herkunft und Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet von Hymenopus coronatus erstreckt sich von Nord-Ost-Indien über Thailand und Malaysia in die südostasiatische Inselwelt. Dort ist die Art auf den Inseln Borneo, Java, Sumatra und Ambon nachgewiesen. Die hier beschriebenen Tiere stammen aus Java (IGM-Nr. 125).

Äußere Merkmale und Sexualdimorphismus

Es handelt sich um eine mittelgroße Mantidenart des Normaltypus. Die Weibchen werden ca. 5 cm lang, wobei die Flügel das Abdomen überragen. Die Tiere besitzen eine weiße Grundfärbung mit braunen Flügelansätzen und Flügelenden. Im vorderen Drittel der Deckflügel (Tegmen) befinden sich zwei braun-grüne, runde Flecken. Der untere bzw. hintere Rand des Pronotums ist ebenfalls braun gefärbt. Sehr charakteristisch sind die langen, kegelförmig spitzen Augen, die meist rosa bis violett schimmern und der lang ausgezogene Vertex. Über das Abdomen verlaufen längs 5 hellbraune Streifen, die das Abdomenende nicht erreichen. Auffallend sind zudem die lobenartigen Anhängsel an den Femora der Schreitbeine. Zusammen mit der weiß-rosa Farbe ergeben sie eine Phytomimese, die einer Blüte nachempfunden ist. Diese Gestalt wird wohl zum Anlocken von Beute sowie zur Tarnung vor Fressfeinden dienen.

Die Männchen werden mit etwa 2,5 cm deutlich kleiner, sie sind auch nicht so robust gebaut wie die Weibchen. Der Meso- und Metathorax einschließlich der Schreitbeine und die Flügelansätze werden hellbraun. Der restliche Habitus ist gleich.

Die Geschlechter der jungen Larven können anhand der sichtbaren Abdominalsegmente bestimmt werden. Die Weibchen besitzen 6, die Männchen 8. Ältere Larven können sehr leicht anhand der Größe bestimmt werden, da die Weibchen deutlich größer werden als die Männchen.

Verhalten

Hymenopus coronatus ist eine recht ruhige Art. Meist sitzen sie tagelang an einer Stelle, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Bei Störungen reagieren die Tiere teils sehr gelassen, teils flüchten sie, indem sie wegrennen oder -springen.

Sehr beeindruckend ist das Jagdverhalten dieser Art. Fluginsekten werden ohne Probleme aus der Luft gefangen. An bodenlebende Insekten pirschen sich die Tiere sehr geschickt an, indem sie sich sehr langsam und in rhythmischen Bewegungen nähern. Die letzten Zentimeter werden durch Strecken bzw. nach vorne Beugen überwunden, um das Beutetier mit den Fangarmen zu fangen.

Die Flügel werden im Terrarium bei beiden Geschlechtern fast nie eingesetzt. Die Männchen können bei genügend Platz allerdings hervorragend fliegen, daher Vorsicht beim Rausnehmen der Tiere. Die Weibchen können nicht fliegen, sie nutzen die Flügel höchstens zur Unterstützung bei weiten Sprüngen.

Die Weibchen von Hymenopus coronatus sind gegenüber anderen Tieren recht aggressiv, daher müssen sie einzeln gehalten werden. Die Männchen sind weniger aggressiv, sie lassen sich bei genug Futter problemlos in Gruppen halten.

Haltungsbedingungen

Das Platzangebot sollte sich eher nach dem benötigten Raum für Häutungen richten, als nach dem Aktionsraum. Wie schon erwähnt, ist Hymenopus coronatus recht inaktiv. Daher reicht ein Becken von 20x20x30cm für ein Weibchen völlig aus. Die Männchen kann man ab 10x10x15cm einzeln halten, oder ab 20x20x20cm in kleinen Gruppen von etwa 5-8 Tieren. Die Terrarien sind mit Zweigen einzurichten, wobei darauf geachtet werden muss, dass die Tiere sich ohne Probleme kopfüber häuten können. Als Substrat reicht einfacher Terrarienhumus, der feucht gehalten werden sollte, um die Luftfeuchtigkeit konstant hoch zu halten. Die Tiere trinken recht häufig, daher sollte man regelmäßig die Scheiben oder die Einrichtung des Terrariums besprühen. Die Temperaturen sollten tagsüber 25 bis höchstens 30 °C betragen, Nachts etwa 20 °C. Steigen die Temperaturen über 30 °C an, können die Tiere auf Dauer Probleme bekommen. Da es sich um eine tropische Art handelt, sollte der Tag-Nacht-Rhythmus 12 Stunden betragen.

Als Futtertiere bieten sich Fluginsekten wie Schmeiß- und Goldfliegen, Motten, Bienen etc. an, da Hymenopus coronatus Insekten sehr geschickt aus der Luft fangen kann.

Aufgrund der Mimese bietet es sich an, Blütenpflanzen ins Terrarium zu pflanzen. Man darf allerdings nicht erwarten, dass die Tiere die Blüten aufsuchen. Meist klettern Mantiden so hoch sie können und sitzen daher oft am oberen Belüftungsgitter.

Nachzucht und Aufzucht

Juveniles Weibchen

Die Aufzucht der Larven stellt sich recht einfach dar. Beachtet man die oben geschilderten Haltungsbedingungen, entwickeln sich die Tiere in der Regel problemlos. Es ist nur darauf zu achten, die Weibchen so früh wie möglich zu vereinzeln, da es sonst vermehrt zu Kannibalismus kommt. Eine sichere Geschlechtsbestimmung kann man mit etwas Übung ab dem 3. oder 4. Larvenstadium vornehmen.

Die Zucht der Tiere gestaltet sich etwas schwieriger. Da die Männchen einige Häutungen weniger durchmachen als die Weibchen, kann es durchaus sein, dass die Männchen bereits tot sind bis die Weibchen adult werden. Daher sollte man die Männchen ab dem bestimmbaren Alter bei etwa 20 bis 22°C halten und weniger füttern. Dadurch wird die Entwicklung verlangsamt. Mit dieser Methode kann man die Entwicklung förmlich steuern. Wenn die Weibchen subadult sind, sollte man die Männchen wieder so halten, dass sie möglichst zeitnah mit den Weibchen adult werden. Ideal ist zeitgleich oder etwa eine Woche nach den Weibchen.

Wenn die Weibchen geschlechtsreif und paarungsbereit sind, (etwa 2 bis 3 Wochen nach der Imaginalhäutung) beginnen sie Pheromone zu versprühen. Dabei biegt das Weibchen das Abdomen etwas nach unten und man erkennt rhythmische Pumpbewegungen. Jetzt sollte man das Männchen möglichst unauffällig hinter oder gleich auf das Weibchen setzen (Männchen nach etwa einer Woche nach Imaginalhäutung paarungsbereit). Das Männchen beginnt nun mit seinen Fangarmen auf dem Weibchen zu trommeln, um es zu beruhigen bzw. um es auf die Paarung einzustimmen. Nach einiger Zeit führt das Männchen sein Abdomenende in die Geschlechtsöffnung des Weibchens ein, um die Spermatophore zu übergeben. Mit einer erfolgreichen Befruchtung können die Weibchen 2 bis 3 Ootheken legen. Mehr als vier Ootheken insgesamt habe ich bisher nicht beobachtet. Diese werden meist an glatten Flächen abgelegt, fast nie an Ästen oder Zweigen.

Die Ootheken sind bei etwa 30 °C am Tag, 20 °C in der Nacht und einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit zu zeitigen. Nach ca. 4 bis 6 Wochen schlüpfen die Larven. Im Durchschnitt sind es 20 bis 30 Tiere, ich hatte auch schon Ootheken mit etwas mehr als 50 Tieren. Die jungen Larven sind mit Drosophila hydei zu füttern, ab etwa L3 können schon Stubenfliegen gefüttert werden.

Die Larven sind sehr variabel, was die Farbgebung betrifft. Als L1 sind sie orange gefärbt, wobei der Kopf und die Extremitäten schwarz sind. Diese Ameisenmimikry verliert sich bereits nach einer Häutung, dann weisen die Larven die übliche weiße Färbung auf. Sie können komplett weiß bleiben oder auch rosa werden. Die rosa Färbung betrifft hauptsächlich die Tibiae der Fangarme, die Femora der Schreitbeine samt Loben und den hinteren Teil des Abdomens. Allerdings verliert sich die rosa Farbgebung wieder, nachdem sich die Tiere zur Imago gehäutet haben. Der hintere Rand des Pronotums ist bei den jungen Larven grün gefärbt, wird mit der Zeit dunkler, bis er bei den Imagines braun ist.

Diagnose

Diese sehr schöne und recht einfach zu haltende Art empfiehlt sich sehr zum Einsteigen in das Hobby, bzw. für Anfänger. Schwieriger ist es, die Zucht über mehrere Generationen aufrecht zu halten. Mit etwas Mühe ist das allerdings auch zu schaffen. Etwas problematisch könnte der Platzanspruch der Weibchen werden, da sie in jedem Fall einzeln zu halten sind.

A. Weide